Von der übergroßen Menschenverehrung in der Politik ist ja überhaupt wenig Gutes zu erwarten. Aber die neue Prominenten-Plattform zur Nationalratswahl, „Weil’s um was geht“ ist ein besonderes Beispiel dafür, wie man’s falsch machen kann. Es lohnt sich vielleicht einmal, das in aller gebotenen Kürze zu zerlegen. Und zwar ohne sich dabei kleinlich in die Wadln der beteiligten Personen zu verbeißen. Etwa so:
Die Persönlichkeiten der Plattform treten säuberlich sortiert vor das geschätzte Publikum. 70 Erstunterzeichner sollen es sein. Und dann gibt es noch zwei, die ganz vorne stehen, Herr H. und Frau E. Die sind noch einmal prominenter als die anderen und sie besitzen viel Geld. Denn sie haben erfolgreiche Wirtschaftskarrieren hinter sich. Sie stehen oder standen in großen Organisationen über tausenden anderen Menschen. Sie sind Elite. Die anderen 68 sind auch mehr oder weniger bekannt, wenn auch in den meisten Fällen jetzt nicht so wahnsinnig reich. Aber sie sind alle gut vernetzt – sonst hätte bei ihnen ja keiner angefragt. Es gibt auf der Webseite auch ein Manifest für die restlichen acht Millionen, zum Unterschreiben. Gerade jetzt haben das 401 Menschen schon getan.
Die Botschaft der Plattform ist mehr oder weniger, wählt nicht die FPÖ. Also FPÖ-Wähler werden das nicht unterschreiben, andere können. Damit drücken sie dann aus, dass sie die FPÖ nicht mögen oder für gefährlich halten.
Die Idee der Plattform geht wohl so: Die überzeugten FPÖ-Wähler werden sich über eine derartige Aktion nicht freuen, sondern sich vielleicht sogar ausgegrenzt fühlen. Diese Wähler sind egal, weil man sie ohnehin nicht erreichen kann. Aber ein Teil jener Wähler, die noch unsicher sind, ob sie die FPÖ wählen sollen, können durch die mediale Präsenz der Plattform beeinflusst werden. Sie sehen prominente Personen, die die FPÖ verteufeln, vergleichen sich dann mit diesen Personen, sind beeindruckt von deren Erfolg und wollen im Zweifel lieber auf deren Seite stehen als auf der entgegensetzten – denn dort krebsen ja nur so Leute wie Felix Baumgartner und Andreas Gabalier herum, also auch prominent, aber nicht Elite, und vielleicht stehen dort auch sie selbst, weniger imposant als Herr H. und Frau E. Nebenbei, für die überzeugten Anti-FPÖ Wähler kann dieses Motiv auch eine Rolle spielen: Unterschreibe das Manifest, und du gehörst zum Team Elite.
An dieser Idee der Plattform ist falsch, dass sie die Bevölkerung spaltet, oder, wo die Bevölkerung schon gespalten ist, diese Spaltung noch vertieft.
Denn die Plattform operiert ja wie geschildert nur mit Bekenntnissen, und Nein, natürlich spielt es überhaupt keine Rolle, was genau im Manifest steht, dafür interessiert sich doch niemand. Die ganze Aktion findet nur im Prominenzraum statt. Das versteht aber auch jeder einzelne Beobachter, und für alle, die mit der FPÖ zumindest sympathisieren, ist genau das das Abstoßende an der Sache: Dass Vertreter der Elite versuchen, ihre Prominenz einzusetzen, um eine Gruppe der Bevölkerung zu isolieren und auszugrenzen. Wahrscheinlich glauben viele der Menschen, die das Manifest unterschreiben, dass dieses Ausgrenzen gerechtfertigt ist, weil die FPÖ selbst wiederum andere ausgrenzt, also dass hier sozusagen mit gleicher Münze heimgezahlt wird – aber was wäre das denn für eine Art des Einsatzes für eine gemeinsinnige Republik? Und dabei wäre eine geglückte Isolation der Wählergruppe FPÖ schon das bestmögliche Ergebnis aus Sicht der Plattform. Wahrscheinlicher ist doch, dass ein Isolieren überhaupt nicht gelingt und daher das Trennende und Spalterische, das Zusammenrücken der Freunde der Elite gegen die da unten, das Einzige sein wird, was in der politischen Öffentlichkeit von dieser Initiative übrig bleibt. Ja, hier geht es um genau jene Trennung zwischen Elite und Bevölkerung, die dann bei anderer Gelegenheit als Nährboden für gefährliche Populisten beklagt wird!
Daher für alle Menschen im Land, ganz egal welcher politischen Richtung sie folgen: Unterschreiben Sie das nicht. Weil’s um was geht. So geht’s nämlich nicht.