Montag, Oktober 6, 2025

Die vier Schultern der Grünen

Ingrid Felipe und Ulrike Lunacek werden die Grünen in die Nationalratswahl führen. Wie sagte Ulrike Lunacek so schön in der Antrittspressekonferenz am Freitag Nachmittag: Die Lasten werden auf vier Schultern gut aufgeteilt sein. Am Abend stellte sich der ORF brav auf die Situation ein. In der ZIB 2 wurde Ulrike Lunacek interviewt, in der mitternächtlichen ZIB 24 war dann Ingrid Felipe aus Innsbruck dran.

Während Lunacek erklärte, inhaltlich am wichtigsten seien ihr Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte, gelang es der eloquenten Ingrid Felipe, exakt vier inhaltliche Devisen zu benennen, mit denen die Grünen Schultern in den Wahlkampf ziehen werden, also sozusagen die Grünen Schultergrundwerte. Diese sind:

  1. Weltoffenheit
  2. Toleranz
  3. Liberalismus
  4. Ökologie

Wer mag, kann in den Punkten 1-3 auch Varianten desselben Themas erkennen: Offenheit. Das Problem bei dieser Liste ist nur: Welche Bevölkerungsschicht, außer intellektuellen und halbintellektuellen Universitätsabsolventen, erkennt in diesen Punkten die eigenen ganz persönlichen Erwartungen und Hoffnungen an den Staat wieder? Glauben die Grünen allen Ernstes, mit solchen Themen die wichtigsten Anliegen der österreichischen Bevölkerung zu vertreten? Denn eigentlich sind die ersten drei Punkte nicht mehr als ehrenwerte Benimmregeln, die sich ein bestimmter Politikertyp ins Stammbuch schreiben sollte, aber Offenheit allein sagt ja noch gar nichts über das „Was“ der Republik. Als Sachthema bleibt dann bei Felipe nur noch die Ökologie, ein wichtiges Thema der 1970er und 1980er, heutzutage aber eine Selbstverständlichkeit.

Glawischnig hat in den letzten Jahren bei solchen Gelegenheiten oft mit verkniffener Miene die Sozialpolitik erwähnt, um Interesse an der Bevölkerung zu demonstrieren – Felipe und Lunacek haben das zumindest am Freitag nicht einmal mehr versucht.

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